Eine versionierte Sicht enthält eine Datenbanksicht, gespeicherte Prozeduren, Trigger und Funktionen, sodass Sie versionierte Daten in einer Geodatabase-Tabelle oder Feature-Class mithilfe von SQL (Structured Query Language) lesen können. Wenn Sie eine versionierte Sicht abfragen, können Sie die Daten in der Basistabelle (Business-Tabelle) und die Bearbeitungen, die in den Delta-Tabellen gespeichert sind, anzeigen. Die von den versionierten Sichten verwendeten Trigger aktualisieren die Delta-Tabellen, wenn Sie die versionierte Sicht mit SQL bearbeiten.
Im Gegensatz zu Datenbank- oder räumlichen Sichten werden versionierte Sichten nicht dazu verwendet, das Tabellenschema zu ändern oder den Zugriff darauf zu beschränken. Vielmehr wird damit der Zugriff auf eine bestimmte Version einer Tabelle oder Feature-Class erleichtert. Daher geben Sie beim Erstellen einer versionierten Sicht keine WHERE-Bedingung an. Versionierte Sichten enthalten deshalb die gleichen Spalten und Zeilen wie die Basistabelle, die sie darstellen.
Zusammenfassung der Funktionsweise versionierter Sichten
Jede versionierte Tabelle oder Feature-Class hat verknüpfte Delta-Tabellen, in denen vorgenommene Bearbeitungen gespeichert werden. Wenn auf eine versionierte Tabelle oder Feature-Class über eine versionierte Sicht zugegriffen wird, werden alle Datensätze in der Basistabelle ausgewählt und mit Datensätzen aus den Delta-Tabellen zusammengeführt. Daraus entsteht eine Sicht, die alle Änderungen an der Basistabelle im Kontext der angegebenen Version enthält.
Ohne versionierte Sichten können Anwendungen, die die Geodatabase-Versionierung nicht unterstützen, die Basistabelle einer versionierten Feature-Class oder Tabelle nur direkt abfragen und sind nicht mit den Delta-Tabellen verbunden. Die Verwendung versionierter Sichten mit diesen Anwendungen ist sinnvoll, da die Anwendungen dadurch Zugriff auf die Daten in den Delta-Tabellen erhalten.
Versionierte Sichten funktionieren nicht mit auf Geodatabase-Ebene implementierter Funktionalität. Daher sollten sie nicht verwendet werden, um Daten zu bearbeiten, die an Geodatabase-Verhalten beteiligt sind. Weitere Informationen finden Sie unter Welcher Datentyp kann mit SQL bearbeitet werden?
Wenn Sie eine versionierte Sicht abfragen, ohne die Version und den Status festzulegen, referenzieren Sie den aktuellen Status der DEFAULT-Version. Wenn andere Benutzer Bearbeitungen an der DEFAULT-Version vornehmen (und dadurch den Status ändern, auf den die DEFAULT-Version verweist), werden bei Ihren nachfolgenden Abfragen der letzte Status der DEFAULT-Version und die Bearbeitungen der anderen Benutzer angezeigt.
Wenn Sie angeben, dass die Version mit der Funktion oder dem Verfahren "set_current_version" (Namen variieren leicht je nach Datenbankmanagementsystem) abfragen soll, versehen Sie den Status, auf den die angegebene Version verwiesen hat, als Sie die Version festgelegt haben, mit Verweisen.
Wenn Sie beispielsweise die Funktion "set_current_version" ausführen, um die Version auf eine benannte Version mit dem Namen "decedits" festzulegen, und "decedits" im State-Tree auf Status 4 zeigt, wird bei allen nachfolgenden SQL-Abfragen, die Sie für "decedits" ausführen, Status 4 der Daten angezeigt, selbst wenn andere Benutzer Bearbeitungen an "decedits" vornehmen und bewirken, dass der aktuelle Status von "decedits" Status 25 ist. Damit Status 25 angezeigt wird, müssen Sie die Funktion "set_current_version" erneut ausführen, um die Version auf den aktuellen Status von "decedits" festzulegen.
Erstellung versionierter Sichten
Versionierte Sichten werden automatisch für Tabellen oder Feature-Classes erstellt, wenn sie in ArcGIS 10.1 oder späteren Versionen als versioniert registriert sind. Wenn Sie ein Feature-Dataset als versioniert registrieren, wird eine versionierte Sicht für jede Feature-Class im Feature-Dataset erstellt. Die erstellte Sicht hat denselben Namen wie die Tabelle oder Feature-Class mit angehängtem "_evw".
Wenn die Daten in ArcGIS 10 oder früher als versioniert registriert wurden, können Sie eine versionierte Sicht in ArcGIS for Desktop 10.1 oder einer späteren Version erstellen, indem Sie mit der rechten Maustaste auf die Tabelle, die Feature-Class oder das Feature-Dataset klicken, auf Verwalten zeigen und dann auf SQL-Zugriff aktivieren klicken.