Es gibt vier Arten von Sichten, die Sie in einer Enterprise-Geodatabase verwenden können:
Datenbanksichten
Bei Datenbanksichten handelt es sich um gespeicherte Abfragen, mit denen Daten aus bestimmten nicht versionierten Tabellen ausgewählt werden. Sie können Sichten auf Datenbank- oder Enterprise-Geodatabase-Tabellen definieren. Im Zusammenhang mit Enterprise-Geodatabases können Datenbanksichten für eine einzelne nicht versionierte Tabelle oder zwischen zwei nicht versionierten Tabellen definiert werden. Sie können auch komplexere Sichten erstellen, die Unterabfragen enthalten.
In ArcGIS verwendete Sichten können nur eine räumliche Spalte enthalten. Ist eine räumliche Spalte enthalten, können diese Sichten als räumliche Sichten bezeichnet werden. Wenn Sie eine räumliche Sicht erstellen, muss die eingefügte ObjectID-Spalte aus derselben Tabelle stammen wie die räumliche Spalte. Wenn die ObjectID aus der Feature-Class nicht einbezogen wird, kann die eindeutige Beziehung zwischen ObjectID und Shape-Spalte verletzt werden und zu ungenauen Ergebnissen beim Abfragen oder beim Rendering in ArcGIS führen.
Die Bearbeitung von Datenbanksichten über ArcGIS-Clients oder -Services ist nicht möglich.
Einige Gründe für die Verwendung von Datenbanksichten:
- Mit Sichten können Teilmengen von Zeilen oder Spalten in einem vordefinierten Format bereitgestellt werden. Dies reduziert die von der Datenbank zum Client übertragene Datenmenge, wodurch die Performance verbessert wird.
- Häufig verwendete Abfragen können in der Datenbank festgeschrieben und für mehrere Benutzer verfügbar gemacht werden. Auf diese Weise müssen Benutzer weniger eigene komplexe Abfragen erstellen.
- In Sichten können Daten aus mehreren Business-Tabellen oder anderen Sichten zusammengeführt werden.
- Sie können Funktionen zur Zusammenfassung von Daten in Sichten verwenden. Dies reduziert ebenfalls die von der Datenbank zum Client übertragene Datenmenge, wodurch die Performance verbessert wird.
- Sie können Benutzern select-Berechtigungen für Sichten auf die gleiche Weise wie für Tabellen erteilen. So können Sie mit Sichten außerdem den Zugriff auf Zeilen und Spalten in Business-Tabellen steuern.
- Sie können eine Feature-Class mit einer nicht räumlichen Tabelle verbinden, wenn Sie eine Sicht definieren und dabei die Spalten aus beiden kombinieren.
- ArcGIS kann nur mit Tabellen arbeiten, die eine räumliche Spalte enthalten. Zur Verwendung einer räumlichen Tabelle, die mehrere räumliche Spalten enthält, können Sie eine räumliche Sicht der Tabelle erstellen, die nur eine räumliche Spalte aus der Tabelle enthält.
- ArcGIS kann nur mit Tabellen arbeiten, die einen Raumbezug verwenden. Falls Ihre Tabelle mehrere Raumbezüge verwendet, können Sie eine Sicht erstellen, die nur die Datensätze beinhaltet, die denselben Raumbezug verwenden.
Sie können das Werkzeug Datenbanksicht erstellen oder das Kontextmenü der Datenbank in ArcGIS Desktop verwenden, um eine Datenbanksicht zu erstellen. Sie haben auch die Möglichkeit, das native SQL Ihres Datenbankmanagementsystems (DBMS) zu verwenden.
Zum Erstellen einer Sicht müssen den Benutzern spezifische Berechtigungen zugewiesen sein: In Oracle- oder SQL Server-Datenbanken müssen ihnen z. B. create view-Berechtigungen erteilt werden. Wenn Sie eine Sicht für eine Feature-Class oder Tabelle erstellen, deren Besitzer nicht Sie sind, können Sie bei einigen Datenbankmanagementsystemen (DBMS) anderen Benutzern nur Rechte für die Sicht erteilen, wenn Ihnen vom Besitzer der zugrunde liegenden Tabellen entsprechende Berechtigungen erteilt wurden.
Beim Umgang mit Datenbanksichten ist Folgendes zu beachten:
- Sichten sind Objekte in der Datendank und nicht in der Geodatabase registriert, selbst wenn Sie sie mithilfe von Datenbanksicht erstellen in Geodatabase-Tabellen definieren.
- Änderungen, die am Schema der zugrunde liegenden Tabelle(n) vorgenommen werden, werden in der Sicht nicht wiedergegeben. Um zusätzliche Spalten in eine Sicht einzuschließen, müssen Sie die Sicht neu mit diesen Spalten definieren.
- Es ist nicht möglich, Daten über eine Datenbanksicht in ArcGIS Desktop oder einen ArcGIS-Feature-Service zu bearbeiten.
- Wenn Sie eine Sicht für eine versionierte Geodatabase-Tabelle oder Feature-Class erstellen, werden nur die Daten in der Basistabelle angezeigt, nicht jedoch die Änderungen in den Delta-Tabellen. Um die Änderungen über ArcGIS-Clients in einer Sicht anzuzeigen, müssen Sie die Änderungen in der Default-Version abgleichen und veröffentlichen sowie die Geodatabase komprimieren. Wenn die Änderungen in einer Sicht über SQL-, Dritt- oder benutzerdefinierte Clients angezeigt werden sollen, verwenden Sie die versionierte Sicht, die bei der Registrierung einer Geodatabase-Tabelle oder Feature-Class als versioniert automatisch erstellt wird.
- Soll Ihre Sichtdefinition eine räumliche Spalte enthalten, muss diese Spalte den SQL-Datentyp "Geometrie" aufweisen. Außerdem darf die Feature-Class, aus der die räumliche Spalte stammt, nicht als versioniert registriert sein, und Sie müssen die ObjectID der Feature-Class, die die räumliche Spalte in der Sichtdefinition enthält, ebenfalls einbeziehen.
In der Geodatabase registrierte Sichten
Wenn Ihre Datenbank eine Geodatabase enthält, können Sie zum Erstellen einer Datenbank-Sicht das Werkzeug Datenbanksicht erstellen oder SQL verwenden und diese Sicht mit dem Geoverarbeitungswerkzeug In Geodatabase registrieren in der Geodatabase registrieren.
Die Registrierung einer Sicht in der Geodatabase ist u. a. aus folgenden Gründen erforderlich:
- Wenn Sie eine Sicht in der Geodatabase registrieren, werden Informationen über die Sicht in Geodatabase-Systemtabellen gespeichert. Dies ist beim Registrieren einer räumlichen Sicht in der Geodatabase besonders hilfreich, da hierbei der Geometrietyp, der Raumbezug und die räumliche Ausdehnung gespeichert werden, wodurch sich die Performance beim Hinzufügen der räumlichen Sicht zu einer Karte verbessert.
- Für Sichten, die in der Geodatabase registriert sind, lassen sich Metadaten festlegen.
- Sie können eine registrierte Sicht in einem Feature-Service, der nur Abfragezwecken dient, veröffentlichen.
Der zu erstellenden Sicht können Sie eine einzelne räumliche Spalte hinzufügen, wenn Ihre Feature-Class einen SQL-Geometrietyp verwendet und die Feature-Class nicht als versioniert registriert ist. Um eine räumliche Sicht zu erstellen, fügen Sie die räumliche Spalte und die ObjectID der Feature-Class in die Sichtdefinition ein und registrieren sie anschließend.
In der Geodatabase registrierte Sichten können nicht über ArcGIS-Clients oder -Services bearbeitet werden.
Versionierte Sichten
Versionierte Sichten enthalten Datenbanksichten, gespeicherte Prozeduren, Trigger und Funktionen für das Aufrufen oder Bearbeiten einer bestimmten Version einer Tabelle oder Feature-Class in einer Geodatabase mithilfe von SQL.
Gründe für die Verwendung von versionierten Sichten:
- Versionierte Sichten enthalten die Änderungen, die aktuell in den Deltatabellen der Tabelle gespeichert sind.
- Versionierte Sichten ermöglichen es Ihnen, versionierte Tabellen und Feature-Classes mit SQL oder Drittanbieter-Apps zu bearbeiten.
Versionierte Sichten werden automatisch für Tabellen und Feature-Classes erstellt, wenn Sie sie als versioniert registrieren. Tabellen oder Feature-Classes, die vor ArcGIS 10.1 in Geodatabases als versioniert registriert wurden, ist automatisch eine versionierte Sicht zugeordnet. Wenn Sie über solche versionierten Daten verfügen und eine versionierte Sicht dafür benötigen, können Sie diese erstellen, indem Sie mit der rechten Maustaste auf die versionierte Tabelle, die Feature-Class oder das Feature-Dataset im Kataloginhaltsverzeichnis von ArcMap klicken, auf Verwalten zeigen und auf SQL-Zugriff aktivieren klicken.
Versionierte Sichten funktionieren nur mit einer einzeln versionierten Tabelle oder Feature-Class, und zwar mit der gesamten Tabelle. Sie können keine where-Klausel verwenden, um mehrere Tabellen zu verbinden oder einzuschränken, welche Zeilen bzw. Spalten in einer versionierten Sicht enthalten sind.
Die hauptsächliche Verwendung von versionierten Sichten besteht in der Bearbeitung von versionierten Daten mit SQL. Sie können die zugrunde liegende Tabelle oder Feature-Class nicht durch eine versionierte Sicht anhand einer ArcGIS-Client-Anwendung bearbeiten. Die Tabelle oder Feature-Class, auf der die versionierte Sicht basiert, muss den ArcGIS-Anforderungen für das Bearbeiten von Geodatabase-Daten mit SQL entsprechen.
Archivsichten
Eine Archivsicht umfasst eine Datenbanksicht, die für eine nicht versionierte Tabelle oder Feature-Class mit aktivierter Archivierung definiert wurde. Archivsichten umfassen außerdem Trigger, die die Archivierungstabellen auf dem neuesten Stand halten, wenn Änderungen über die Archivsicht vorgenommen werden. Die Archivansicht wird erstellt, wenn Sie die Archivierung für das Dataset oder den SQL-Zugriff auf ein nicht versioniertes Dataset mit aktivierter Archivierung aktivieren.
Gründe für die Verwendung von Archivsichten:
- Archivsichten ermöglichen den Zugriff auf Daten in der Verlaufstabelle einer Tabelle mit aktivierter Archivierung.
- Archivsichten ermöglichen es Ihnen, SQL zum Bearbeiten von Tabellen und Features-Classes mit aktivierter Archivierung zu verwenden.
Archivsichten funktionieren nur mit einer einzelnen Tabelle oder Feature-Class, und zwar mit der gesamten Tabelle. Sie können keine where-Klausel verwenden, um mehrere Tabellen zu verbinden oder einzuschränken, welche Zeilen bzw. Spalten in einer Archivsicht enthalten sind.