Der räumliche Datentyp "ST_Geometry" kann in PostgreSQL-Datenbanken mit und ohne Geodatabase verwendet werden. Der Datentyp "ST_Geometry" ermöglicht die Integration räumlicher Daten in andere Geschäftsdatentypen. Dadurch erhält die Mehrbenutzer-Datenbank den Vorteil, eine geographische Komponente zu den Analysen und Datenprodukten hinzufügen zu können. Die räumlichen Daten zusammen mit anderen Geschäftsobjekten zu speichern, vereinfacht auch den Mehrbenutzerzugriff, die Verwaltung und die Sicherheit der Daten, da Sie anschließend weniger Datenspeicherressourcen verwalten müssen.
Geodatabases in PostgreSQL verwenden standardmäßig den räumlichen Typ "ST_Geometry", und Sie müssen dessen Verwendung in der Geodatabase konfigurieren. Weitere Anweisungen finden Sie unter Erstellen einer Geodatabase in PostgreSQL unter Windows oder unter Erstellen einer Geodatabase in PostgreSQL unter Linux. Wenn Sie eine PostgreSQL-Datenbank verwenden, die keine Geodatabase enthält, können Sie den Typ "ST_Geometry" installieren. Informationen zum Installieren des Typs "ST_Geometry" in einer PostgreSQL-Datenbank finden Sie unter Hinzufügen des Typs "ST_Geometry" zu einer PostgreSQL-Datenbank.
Um Ihnen zu veranschaulichen, wie der Typ "ST_Geometry" in PostgreSQL verwendet wird, wird in diesem Abschnitt Folgendes beschrieben:
- Die Architektur des räumlichen Typs "ST_Geometry" in PostgreSQL
- Erstellen von Feature-Classes in ArcGIS, die den Speichertyp "ST_Geometry" verwenden
- Zugreifen auf PostgreSQL-Tabellen mit ST_Geometry-Spalten in ArcGIS
- So registrieren Sie eine ST_Geometry-Spalte, um den verwendbaren Raumbezug einzuschränken:
Informationen zum Verwenden von SQL mit Tabellen, die den Speichertyp "ST_Geometry" verwenden, finden Sie in den folgenden Themen:
- Erstellen von Tabellen mit einer ST_Geometry-Spalte
- Einfügen von Features in eine Tabelle mit einer "ST_Geometry"-Spalte
- Abfragen von Tabellen mit einer ST_Geometry-Spalte
- Aktualisieren von Werten in einer räumlichen ST_Geometry-Spalte
- Verwenden von räumlichen Sichten für Tabellen mit einer ST_Geometry-Spalte
Wie ST_Geometry räumliche Daten speichert
Nachfolgend finden Sie die Beschreibung von "ST_Geometry" in PostgreSQL:
Name | Typ | Beschreibung |
---|---|---|
Größe | LONG INTEGER | Die Gesamtlänge der ST_Geometry-Struktur einschließlich des Shape-Puffers |
srid | LONG INTEGER | Enthält die Kennung für die Geometrie, die sie mit ihrem zugeordneten Raumbezugsdatensatz (Koordinatensystem) in der Tabelle "sde_spatial_references" verknüpft. |
numpts | LONG INTEGER | Die Anzahl der Punkte, die die Geometrie definieren; für Multipart-Geometrien schließt dies die Trennzeichen zwischen jedem Teil ein, ein Punkt für jedes Trennzeichen |
entity | SHORT INTEGER | Der Typ des geometrischen Features, der in der räumlichen Spalte gespeichert wird (Linestring, Multilinestring, Multipoint, Multipolygon, Punkt oder Polygon) |
sqltype | SHORT INTEGER | Der SQL-Typ für das Shape; z. B. POINT_TYPE, POINTM_TYPE oder MULTIPOLYGONZM_TYPE |
minx | LFLOAT | Definiert zusammen mit miny, maxx und maxy den räumlichen Envelope der Geometrie |
miny | LFLOAT | Definiert zusammen mit minx, maxx und maxy den räumlichen Envelope der Geometrie |
maxx | LFLOAT | Definiert zusammen mit minx, miny und maxy den räumlichen Envelope der Geometrie |
maxy | LFLOAT | Definiert zusammen mit minx, miny und maxx den räumlichen Envelope der Geometrie |
minz | LFLOAT | Minimaler Z-Wert |
maxz | LFLOAT | Maximaler Z-Wert |
minm | LFLOAT | Minimaler Messwert |
maxm | LFLOAT | Maximaler Messwert |
area | LFLOAT | Die Fläche der Geometrie |
len | LFLOAT | Die Länge des Umfangs der Geometrie |
shape | BYTEA | Komprimierter Shape von Esri |
Wie andere Objekttypen enthält auch der ST_Geometry-Datentyp eine Konstruktormethode und Funktionen. Eine Konstruktormethode gibt eine neue Instanz (Objekt) des Datentyps zurück und legt die Werte seiner Attribute fest.
Der Name des Konstruktors ist der gleiche wie der Typ (ST_Geometry). Wenn Sie ein Objekt vom Typ "ST_Geometry" instanziieren, rufen Sie die Konstruktormethode auf, wie im folgenden Beispiel gezeigt:
CREATE TABLE hazardous_sites (name varchar(128),
location st_geometry);
Die folgenden "ST_Geometry accessor"-Funktionen nehmen eine einzelne ST_Geometry als Eingabe und geben den angeforderten Eigenschaftswert als Zahl zurück:
- Die Elementfunktion "ST_Area" gibt die Fläche einer Geometrie zurück.
- "ST_Length" gibt die Länge einer Geometrie zurück.
- "ST_Entity" gibt eine Zahl zurück, die eine Bitmaske enthält, die den Entitätstyp beschreibt.
- "ST_NumPoints" gibt die Anzahl von Punkten (Stützpunkten) zurück, die eine Geometrie definieren.
- "ST_MinM", "ST_MinX", "ST_MinY" und "ST_MinZ" geben die minimale gewünschte Koordinate einer Geometrie zurück.
- "ST_MaxM", "ST_MaxX", "ST_MaxY" und "ST_MaxZ" geben die maximale gewünschte Koordinate einer Geometrie zurück.
- ST_SRID gibt die Raumbezugskennung für eine Geometrie zurück.
Die folgende Abfrage gibt z. B. den Namen und die Fläche der einzelnen Staaten in den USA zurück.
SELECT name, st_area(geometry)
FROM us_states
ORDER BY name;
"ST_LineString", "ST_MultiLineString", "ST_MultiPoint", "ST_MultiPolygon", "ST_Point" und "ST_Polygon" sind alle Subtypes (oder Subclasses) von "ST_Geometry". "ST_Geometry" und die zugehörigen Subtypes haben gemeinsame Attribute und Funktionen. Die Konstruktordefinition für "ST_LineString", "ST_MultiLineString", "ST_MultiPoint", "ST_MultiPolygon", "ST_Point" und "ST_Polygon" ist die gleiche. Der Name des Konstruktors ist der Gleiche wie der des konstruierten Typs.
Metadaten-Schema
Der räumliche Datentyp für PostgreSQL-Funktionen, -Tabellen und -Sichten wird im SDE-Schema gespeichert. Die Schemadefinition ist die Basistabellenbeschreibung für Metadatentabellen, die verwendet wird, um den Typ "Spalte/Tabelle", den räumlichen Index und die Raumbezugsinformationen zu definieren und zu beschreiben.
Eine Beschreibung der einzelnen Tabellen und Sichten finden Sie in der Auflistung unter Systemtabellen einer Geodatabase in PostgreSQL. Die Tabellen sind "sde_geometry_columns" und "sde_coordinate_systems". Die Sichten sind "st_geometry_columns" und "st_spatial_references" und basieren auf diesen Tabellen.
Erstellen von Feature-Classes mit dem Speichertyp "ST_Geometry" mit ArcGIS
Beim Erstellen von Feature-Classes durch ArcGIS for Desktop wählen Sie den zu verwendenden Speichertyp aus.
Wenn Sie eine Feature-Class in ArcGIS erstellen, die das Format "ST_Geometry" verwendet, wird die Business-Tabelle der Feature-Class mit einer Spalte vom Typ "ST_Geometry" erstellt, in der räumliche Daten für die Feature-Class gespeichert werden.
In einer Datenbank
Sie geben den räumlichen Datentyp an, wenn eine Feature-Class in ArcGIS erstellt wird. Weitere Informationen finden Sie unter Erstellen einer Feature-Class in einer Datenbank von ArcGIS for Desktop.
In einer Geodatabase
Speicherinformationen für Feature-Classes werden durch Konfigurationsschlüsselwort-Einstellungen in der Tabelle "sde_dbtune" gesteuert. Sie geben ein Konfigurationsschlüsselwort an, wenn Sie eine Feature-Class in ArcGIS erstellen. Beim Erstellen der Geodatabase ist der Parameter "GEOMETRY_STORAGE" des Konfigurationsschlüsselworts "DEFAULTS" auf "ST_GEOMETRY" festgelegt. Wenn Sie alle oder die meisten räumlichen Daten mit dem Typ "ST_Geometry" speichern möchten, ändern Sie den Parameterwert "GEOMETRY_COLUMNS" des DEFAULT-Schlüsselworts nicht. Wenn Sie anschließend eine Feature-Class aus ArcGIS erstellen, geben Sie das DEFAULTS-Schlüsselwort an.
Wenn Sie den Parameter "DEFAULTS GEOMETRY_STORAGE" für die Verwendung des PostGIS-Geometrie-Datentyps ändern, einige Feature-Classes jedoch mit dem Datentyp "ST_Geometry" erstellen möchten, können Sie ein neues Konfigurationsschlüsselwort für den ST_Geometry-Speicher in der sde_dbtune-Tabelle erstellen. Verwenden Sie den Verwaltungsbefehl "sdedbtune", um den Inhalt der Tabelle "sde_dbtune" in eine Textdatei zu exportieren, fügen Sie ein Schlüsselwort hinzu, dessen "GEOMETRY_STORAGE" auf "ST_GEOMETRY" eingestellt ist, und importieren Sie anschließend die Änderungen mit "sdedbtune". Sie können beispielsweise die Tabelle "sde_dbtune" exportieren und ein Konfigurationsschlüsselwort wie folgt hinzufügen:
##ST_GEOMETRY GEOMETRY_STORAGE "ST_GEOMETRY" UI_TEXT "User-interface for ST_GEOMETRY keyword" END
Weitere Informationen finden Sie unter Ändern von Konfigurationsschlagwörtern.
Nachdem das Schlüsselwort hinzugefügt wurde, können Sie es beim Erstellen einer Feature-Class in ArcGIS angeben, damit die neue Feature-Class den Speichertyp "ST_Geometry" verwendet.
Zugreifen auf PostgreSQL-Tabellen mit ST_Geometry-Spalten mithilfe von ArcGIS
Wenn Sie SQL verwenden, um eine Tabelle mit einer ST_Geometry-Spalte zu erstellen, können Sie über SQL, benutzerdefinierte Anwendungen von Drittanbietern und ArcGIS auf die Daten zugreifen. Wenn Sie eine Verbindung mit der Datenbank von ArcGIS herstellen, können Sie Analysen anzeigen oder durchführen. Sie können auch Daten in Tabellen laden, die eine ST_Geometry-Spalte enthalten. Hierzu müssen die folgenden Kriterien erfüllt werden:
- Die Tabelle darf nur eine einzige ST_Geometry-Spalte enthalten.
- Die Tabelle darf keine weiteren benutzerdefinierten Spalten aufweisen.
- Wenn in der Tabelle mehrere Geometrietypen (Punkte, Linien oder Polygone) gespeichert werden, müssen Sie angeben, welche Geometrietypen Sie anzeigen möchten. In ArcGIS kann jeweils nur ein Typ angezeigt werden.
- Alle Datensätze in der Tabelle müssen denselben Raumbezug aufweisen.
Wenn Sie die Tabelle in einer Geodatabase mit SQL erstellt haben, können Sie die Tabelle bei der Geodatabase registrieren, sofern Sie die Geodatabase-Funktionalität (z. B. Replikation, Netzwerke, Beziehungsklassen und Topologie) verwenden oder die Tabelle in ArcGIS bearbeiten möchten. Um sie bei der Geodatabase zu registrieren, müssen die folgenden Kriterien erfüllt sein:
- Der Benutzer, von dem die Tabelle registriert wird, muss der Besitzer sein.
- Die Tabelle muss eine einzelne ST_Geometry-Spalte enthalten.
- Die Tabelle darf keine weiteren benutzerdefinierten Spalten aufweisen.
- Die Tabelle darf nur einen Geometrietyp aufweisen (Punkte, Linien oder Polygone).
- Alle Datensätze in der Tabelle müssen denselben Raumbezug aufweisen.
- Außerdem muss eine eindeutige Spalte vom Typ "Integer" ohne NULL-Werte (NOT NULL) vorhanden sein, die als registrierte Zeilen-ID-Spalte verwendet werden kann.
Registrieren der ST_Geometry-Spalte
Wenn Sie zum Erstellen einer Tabelle mit einer ST_Geometry-Spalte SQL verwenden, können Sie die Spalte zur Verwendung eines bestimmten Raumbezugs und einer Dimensionalität registrieren. Auf diese Weise können Sie Datensätze, die Sie über SQL einfügen, nicht unbeabsichtigt einfügen, wenn die Datensätze einen anderen Raumbezug verwenden. Verwenden Sie hierzu die Funktion "sde.st_register_spatial_column". Die Syntax zum Verwenden dieser Funktion lautet wie folgt:
SELECT st_register_spatial_column('<database_name>', '<schema_name>',
'<table_name>', '<spatial_column_name>', <srid>, <coordinate_dimension>)
Die von Ihnen zu spezifizierende SRID muss in der Tabelle "public.sde_spatial_references" enthalten sein. Durch die Koordinatendimension wird angegeben, ob die Daten nur über XY-Koordinaten (2), XYZ-Koordinaten (3), XYZM-Koordinaten (4) oder XYM-Koordinaten (5) verfügen. Wenn Sie keine Koordinatendimension angeben, werden die Daten standardmäßig so konfiguriert, als ob sie nur XY-Dimensionen enthielten.
Im folgenden Beispiel ist die Shape-Spalte der Blocktabelle im Schema "sasha" der Datenbank "mycitydb" für die Verwendung der SRID 4236 und zum Speichern nur dreidimensionaler Koordinaten registriert:
SELECT st_register_spatial_column(
'mycitydb', 'sasha', 'blocks', 'shape', 4236, 3);
Dadurch wird ein Datensatz für die räumliche Spalte zur Tabelle "public.sde_geometry_columns" in der Geodatabase oder Datenbank hinzugefügt.
Wenn die räumliche Spalte leer ist und Sie diese mit einer bestimmten SRID und Dimensionalität registrieren, können Sie die Registrierung aufheben, um die SRID oder Dimensionalität zu ändern, und die Spalte danach mit anderen Werten erneut registrieren. Sie können die Registrierung einer räumlichen Spalte aufheben, indem Sie die Funktion "st_unregister_spatial_column()"ausführen. Diese Funktion entfernt die räumliche Spalte aus der Systemtabelle "public.sde_geometry_columns", so dass die räumliche Spalte nicht mehr mit jedem Raumbezugssystem verknüpft ist. Die Syntax zum Verwenden dieser Funktion lautet wie folgt:
SELECT st_unregister_spatial_column( '<database_name>', '<schema_name>',
'<table_name>', '<column_name>')
Sie können überprüfen, ob eine räumliche Spalte registriert ist, indem Sie die Funktion "st_isregistered_spatial_column" ausführen. Die Syntax zum Verwenden dieser Funktion lautet wie folgt:
SELECT st_isregistered_spatial_column( '<database_name>', '<schema_name>',
'<table_name>', '<column_name>', <srid>)
Wenn die räumliche Spalte mit der angegebenen SRID registriert ist, wird 1 zurückgegeben, andernfalls wird 0 zurückgegeben.
Mit der Funktion "st_get_coord_dimension" können Sie ermitteln, mit welcher Dimensionalität die Tabelle registriert wurde. Die Syntax für die Funktion "st_get_coord_dimension" lautet wie folgt:
SELECT st_get_coord_dimension(
'<schema_name>', '<table_name>', '<column_name>', <srid>)
In diesem Beispiel gibt die Funktion "st_get_coord_dimension" XYZ zurück, da die Blocktabelle als dreidimensional registriert ist:
SELECT st_get_coord_dimension( 'sasha', 'blocks', 'shape', 4236);
st_get_coord_dimension
---------------------------
xyz